Wolf Schneiders Werke werden Erstsemestern gerne für den Einstieg in den Journalismus empfohlen. Der Sprachpapst, der seit einiger Zeit eine Videokolumne auf Sueddeutsche.de führt, hat sich diesmal Blogs vorgenommen, von denen er einige “abscheulich” findet: Es trifft das umstrittene Blog Wirres.net.
Schneider zitiert einen Text von Wirres-Autor Felix Schwenzel, in dem dieser im Kaffeehaus sitzt, eine Zeitung liest, zugibt von dem, was er liest, keine Ahnung zu haben, und dann resümiert, dass Zeitungen doch gar nicht so schlecht seien. Schneider gefällt das alles nicht. Er fordert: Erst denken, dann bloggen.
Bleibt die Frage, warum sich Schneider ausgerechnet diesen fast zwei Jahre alten Text von Schwenzel ausgesucht hat, um einen Teil der Blogosphäre “abscheulich” zu nennen. Schwenzel ist als polarisierender Motzblogger bekannt. Auch die ersten beiden Kommentatoren seines Beitrags nennen den Text “peinlich”. Könnte es etwas damit zu tun haben, dass Schwenzel aus der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (FAS) vorliest, einem Blatt aus dem Konkurrenzverlag der “Süddeutschen”?
Schwenzels Text hat in meinen Augen auch keinen hohen literarischen Wert, ist aber typisch für einen Blogtext. Für mich sieht es so aus, als versuche Schneider wie so viele vor ihm, in Blogs Berichte wie in Zeitschriften und Tageszeitungen zu finden. Dass ein Blogbeitrag eine ganz eigene, persönlich gefärbte journalistische Darstellungsform ist – genau wie die Reportage, das Interview oder der Korrespondentenbericht – hat er nicht verstanden.
Sieht so aus, als würde die Diskussion um Sinn, Unsinn und Qualität von Blogs niemals enden…
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